Donnerstag, 22. Dezember 2011

Die schwarze katze oder: Was wuerde ich tun, wenn ich legastheniker waer?

Was wuerde ich tun, wenn ich legastheniker waer? Naja... jedenfalls keinen Blog schreiben. Auch kein Tagebuch oder dergleichen! Waere es aber nur das, wuerde mich von einem solchen wohl garnicht so viel unterscheiden. Versteh mich nicht falsch, ich liebe es zu schreiben! Gedichte, Texte, briefe... und sogar Jahresarbeiten etc. bereiten mir Freude... aber was das mit dem Tagebuchschreiben angeht, ist das schon eine recht merkwuerdige Sache! Ich meine, ich bin jetzt 20 Jahre alt und im Grunde genommen ein typisches maedchen, das Tagebuch schreiben wuerde, wenn ihr wisst, was ich meine.
Mit ca. 7 habe ich mein erstes Tagebuch von einer Tante geschenkt bekommen und seit diesem Tag nehme ich mir vor, mein Leben zu dokumentieren. Aus heutiger Sicht wuenschte ich, ich haette es getan. Aus dem einfachen Grund, dass ich dann noch viele Sachen wuesste, die nun laengst in meinem Unterbewusstsein, irgendwo zwischen den Glibbersueßigkeiten und dem Reden mit Baeumen, verschollen sind. Aber alles, was ich zu Stande brachte, waren einzelne zerfletterte Seiten. Mein erstes Tagebuch blieb leer, weil ich mich nie entscheiden konnte, mit welchem Satz ich es beginnen wollte. Irgendwann fragte ich meinen Bruder... wie beginnt man ein Tagebuch? Nachdem er mir sagte, man schreibe einfach das rein, was man erlebte oder gerade fuehlt, begann ich damit auch schon. 2, 3 Seiten fuellten sich mit purem Hass auf meine Umwelt, der Enttaeuschung ueber meinen Vater und seine Taten und... irgendwelchen Kritzeleien. Das wars dann aber auch schon. Denn als ich meine Schrift sah, riss ich die Seiten wieder hinaus! Warum? Nicht etwa, weil die Dinge, die ich schrieb, nicht stimmten... viel eher lag es daran, dass es keine Schoenschrift war! Ja, selbst in diesem kindlichen Alter, war mein Perfektionismus schon extrem ausgepraegt. So war es mit allem. Bei Zeichnungen ging ein Strich daneben? Zerreißen! Dann heulen! Dann ein neues beginnen... immer wieder das selbe Spiel. Es kam doch recht selten vor, dass ich mit mir und meiner Leistung zufrieden war. Ich komme etwas vom Thema ab... aber daran musst du dich wohl gewoehnen denn bei mir besteht eine Erzaehlung nie aus einer geraden linie von Ereignissen! Ich springe durch die Jahre und finde zu allem ein Thema, was doch irgendwie, sei es auch nur im Entferntestem, damit zu tun hat. und das erzaehle ich dann auch! Zu meiner eigenen Befriedigung und um Zusammenhaenge zu schaffen. Schließlich geht es hier um mehr als um moeglichst viel Inhalt in so wenig wie moegliche Zeilen zu quetschen!  Aber nun wieder zurueck zum Ursprungsthema... im Laufe der Zeit bekam ich noch so einige Tagebuecher zusammen. Sie wurden immerwieder als Notizbuecher oder Skizzenbuecher verwendet. Nie jedoch schrieb ich etwas ueber mich, meine Gefuehle oder das, was in meinem leben passierte auf. Das letzte Mal, dass ich es mir vornahm, war an meinem Geburtstag. Ich wurde 20 und sagte mir, dies sei nun ein Lebensabschnitt, an dem ich doch endlich damit beginnen sollte! Eine gerade Zahl, der Sprung ins Erwachsensein, im Uebrigen auch die schoenste Geburtsagsfeier seit Ewigkeiten... aber nein. Die Dame bekam es wieder nicht gebacken! Sie schob es Tage lang vor sich hin, bis sich wieder der uebergenaue, selbstkritische, unzufriedene Perfektionismus meldete: "Noe! Jetzt bin ih schon zu lange 20. Jetzt mag ich auch nimmer!" Bitte? Was? Soll ich denn nun auf meinen 30 warten, bis ich damit beginne? Ich dachte immer, Zielstrebigkeit, Disziplin und Perfektionismus wuerden zusammen gehoeren.. nunja, ich bin wohl der lebende Beweis dafuer, dass es nicht so ist! Gestern entschloss ich mich nun dazu, einen blog zu schreiben und merkte schnell, dass dies mir viel mehr Motivation entlockte als ein Buch mit leeren Seiten. Ich bin zwar eher der nostalgische, romantische Typ, den der Gedanken daran, spaeter einmal in seinem alten, vergilbtem Tagebuch zu blaettern, fesselt aber da ich dies niemals konsequent durchfuehren wuerde, muss es halt nun so gehen! vielleicht gefaellt mir auch einfach nur die Moeglichkeit, dass es sein kann, dass dies hier noch jemand liest. Sei es jetzt oder in ein paar Jahren. Vielleicht hat ja irgendjemand Interesse an dem, was ich hier so schreibe und dann ist all dies fuer mehr da als nur um meinen zwangshaften Vorsaetzen aus der Grundschulzeit, gerecht zu werden. Also, packen wirs an!
Aber vielleicht sollte ich mich ersteinmal vorstellen. Mein Alter kennt ihr ja nun bereits. Der Name ist wohl eher uninteressant. Viel wichtiger scheint da doch eher die Frage zu sein, "Was macht das Leben?" Im Grunde genommen macht -das- Leben sehr viel. Nur meins hinkt etwas hinterher. Als vorhin meine schwarze katze auf der Schrankwand balancierte, fiel mir die passendste Beschreibung ein, fuer das Dasein, was ich fuehre... ich lebe das leben einer Katze. Ich wache auf, sobald ich ausgeschlafen habe, schreie nach Futter, bis es mir hingestellt wird, richte um mich herum Chaos an und bin es gewohnt, dass meine unordentliche Umgebund ohne mein Zutun wieder den Weg zur Normalitaet findet. Ich beschaeftige mich den ganzen Tag mit den Dingen, die mich nicht langweilen. Spaß muessen sie nicht immer machen aber jedenfalls nicht langweilen! Ich wurde als Stubenkatze gehalten und daran bin ich mittlerweile so gewoehnt, dass die welt außerhalb meines Reviers fuer mich wie ein fremder Ozean ist. Der Drang, in die Freiheit zu entwischen ist groeßtenteils erloschen. Ich sitze nur da, schaue aus meinem Fenster und beobachte die Welt, sehe ihr dabei zu, wie sie sich bewegt, wie sie ihren Alltag verrichtet, wie sie lacht, wie sie weint, wie sie so emotionslos an mir vorbeilaeuft... auch verbringe ich viel Zeit damit, mich zu "putzen". Mich sieht zwar kaum jemand aber ich habe eine Vorliebe fuer Duefte, Farben und das zarte Gefuehl, wenn ein geschmeidiger Pinsel ueber meine Augenlider und meine Lippen streicht und das sonst so gewoehnliche Gesicht als ein Kunstwerk hinterlaesst. Nein, ich bin keine von denen, die sich das Gesicht zu kleistert, im Gegenteil. Ich zeige mich ungeschminkt der Oeffentlichkeit, bin eigentlich relativ natuerlich und alles andere als eine Barbie. Sowohl im koerperlichen, wie auch im geistigen Sinne. Aber es ist eher soetwas wie ein Hobby. Mit meinem Aussehen zu spielen, in verschiedene Rollen zu schluepfen und Dinge zu sammeln, deren einziger Zweck darin besteht, sie zu besitzen! Im Laufe dieses anstrengenden Tages, holt mich natuerlich auch die Muedigkeit ein. Und da ich oftmals schon mitten in der nacht aufwache, kann dies schon Mittags oder Nachmittags passieren und ich gehe schlafen. So lange, bis das ganze Spiel von vorne beginnt... Na? Hab ich nicht gesagt, das leben einer Katze? Aus fuer mich unverstaendlichen Gruenden heraus, hoerte ich nun schon so einige Male, was dies doch fuer ein geiles Leben sei und wie sehr man mich doch darum beneiden wuerde... aber das ist nicht wahr. Mag sein, ich habe keine Verpflichtungen und kann den ganzen Tag lang tun und lassen, was ich will aber wer hinter diese Fassade schaut, wird schnell erkennen, wie trostlos es eigentlich ist. Ich habe kaum Freunde, beschaeftige mich gefuehlte 24 Stunden mit niemand anderem außer: MIR SELBST! Ich fuehle mich in keinster Weise nuetzlich, beansprucht oder ...gebraucht. Ich finde keinen Zugang zu dem Menschen, zu der Welt abseits meiner 4 Waende. Das Leben zieht an mir vorbei, ueberhaeuft meinen Kopf mit Gedanken, guten aber oft auch schlechten, verletzenden, verachtenden der Menschheit gegenueber. Ja, ich mag die Menschen nicht aber das liegt einzig und allein daran, dass ich nicht dazu gehoere. Ist es Neid? All jenen gegenueber, die ein "normales" Leben fuehren? oder ist es einfach nur der offene Blick fuer die Realitaet, der sich mir an dem Tage zu eigen machte, als ich mich unterbewusst von dieser Gesellschaft abwandte? Ich schaetze, es ist beides. Die Zeit rauscht an mir vorbei und oft habe ich Lust, das Ganze zu beenden, nur um von vorne anfangen zu koennen aber nein, da ich ja ein sehr lebensverliebter, positiver Mensch bin und dazu auch noch sehr emotional, sensibel und mitfuehlend, koennte ich das weder mir, noch meinen Mitmenschen an tun. Stell dir das doch mal vor?! Wer soll denn am Ende das ganze Blut wegwischen? Und waere es nicht eine psychische Katastrophe fuer denjenigen, der mich dann so leblos finden wuerde? Oder wenn ich einfach verschwinden wuerde... es gibt Menschen, die wuerden eingehen, vor Kummer! Du liegst richtig, ich betrachte alles mit einem Augenzwinkern. Ich bin eigentlich ein sehr ernster und meines erachtens nach auch tiefgruendiger Mensch aber bei allem habe ich ein lachendes und ein weinendes Auge! Sei es noch so schlimm, ich kann immer etwas daraus schoepfen, was mir Kraft gibt, mich lernen laesst oder mir einfach nur ein Schmunzeln ins Gesicht zaubert. Mal ueber die anderen und mal ueber mich selbst. Sag ich doch, ich bin ein recht positiver Mensch! Nun wollen wir aber noch zu ein paar langweiligen Fakten kommen. Nur, damit du ein besseres Verstaendnis fuer das, was ich schreibe, bekommst. In relativ jungen Jahren bin ich von Zuhause ausgezogen. Seitdem lebe ich mit einem jungen zusammen. Beziehung, Wohngemeinschaft, Freundschaft, Ehe, Zwang... irgendwie ist es von allem ein bisschen. Schwer zu erklaeren. Vielleicht komme ich auf die ein oder andere Sache spaeter zurueck aber diese Beziehung soll nun nicht Hauptthema meines Blogs werden. Vielleicht, weil ich dann tiefer kratzen muesste, meine eigenen Gefuehle und Gedanken ueber ein Thema offen legen muesste, das mich sehr viel Kraft kostet. Jedenfalls lebe ich also nicht mehr zuhause bei meiner Mutter oder meinem Vater. Aber weit ist es nicht. Trotzdem sehe ich meine Familie nicht so oft, wie es moeglich waere. Ich habe nun seit meinem Auszug im Jugendalter, einige weitere Umzuege hinter mir. Erst mein letzter brachte mich außerhalb meiner Geburtsstadt. In eine 20 minuetige Autofahrt entfernte Kleinstadt. Was tu ich hier? Ich singe, zeichne, dichte und texte, liebe Parks, große Gebaeude, hohe Waende, ich bin durch und durch Großstadtmensch, es zieht mich in die Ferne, dahin, wo jeder ein Fremder ist, bis er ein Freund wird. und wo bin ich? In einer Kleinstadt. Vielleicht kann man aus meinen Zeilen lesen, dass ich mich hier nicht besonders wohl fuehle. ich fuehle mich einsamer und fremder als ich es in irgendeiner der Großstaedte Deutschlands auch nur sein koennte.
Deswegen bin ich ueberzeugt, dass ich irgendwann dort landen werde. Ich werde meine Wohnung mit hohen Waenden und großen Fenstern haben, mein eigenes, lichtdurchflutetes Attelier und mit meinem roten Auto werde ich zu meinem Produzenten fahren, um mit ihm den naechsten Hit auf zu nehmen... Ich weiß. Es klingt wie der Traum, den jedes kleine Maedchen hat, sobald es entdeckt, dass es nicht ganz so schief singt, wie die Sandra aus der Paralelklasse. Ich weiß auch, dass die meisten dieser Maedchen irgendwann, sollten sie den Traum bis dahin noch nicht abgelegt haben, aufwachen und merken "Hm, war wohl nichts?!"... aber so viel verlange ich garnicht. Ich will nicht beruehmt werden, verstehst du? Ich will nicht massenweise Fans, ich will auf keiner Buehne stehen... ich will einfach nur einen Ort, der wie fuer mich geschaffen ist, eine Aufgabe, die mich fordert und oft auch herausfordert und ich will meine Hobbys ausleben koennen. Mehr nicht, verstehst du?
So, ich denke, es reicht fuer heute. Ich habe mein Ziel erreicht und die erste Seite ueber mein leben nieder geschrieben. Keine kritzelei, keine Hasspredigten... einfach nur meine harmlosen Gedanken.
2 Tage noch, dann ist Weihnachten!

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